AUF DER METALCOUCH (Legacy 68/August 2010)
Auf der Metalcouch…
…mit Mikis Wesensbitter
…weht heute die Urlaubsfahne. Die Hängematte wiegt sanft im Halbschatten, der Strandkorb riecht nach endlosem Sommer, und die ganzen Ferienfamilien sind zu Hause schon wieder im Alltag angekommen. Endlich ist Luft zum Atmen im Clubressort, endlich kann ich das Wellness-All-Inclusive-Paket ungestört ausschöpfen. Alle paar Jahre versuche ich es mal mit altersentsprechendem Urlaub, weil Camping Verspannungen verursacht, Fjellwanderungen auf den Meniskus gehen und es mich mehr nach mediterranem Klima dürstet. Und damit es dann da auch richtig dekadent ist, muss es der Club Med sein. Dachte ich, habe ich mir so vorgestellt. Was überhaupt nicht passte, waren die ganzen anderen Clubgäste. Oder eben ich nicht. Ich war schockiert, wie die alle rumliefen, ich hatte nicht mal ansatzweise einen ähnlichen Dresscode in meinem Gepäck. Und so wurden meine Wege durch das Clubresort, wo man nicht im Bolt Thrower-Shirt zum Frühstück ging und wo man auch nicht mit Type O Negative-Bermudashorts in den Pool sprang, zum echten Spießrutenlauf. Mit den großen Idioten konnte ich ja umgehen. Die drehten sich bloß pikiert zur Seite, wenn ich vorbei lief. Was ich aber gar nicht abkonnte, waren die Plagen. Die bildeten immer gleich Rudel, wenn sie mich sahen, liefen hinter mir her, zeigten mit den Fingern auf mich und lachten ununterbrochen. Einige bewarfen mich mit Steinen oder versuchten mir Kleingeld zu zustecken. Das ging mir irgendwann so auf die Eier, dass ich gar keinen Bock mehr hatte, mich im Hellen draußen zu bewegen. Ich hätte mir natürlich in der Hotel-Shopping-Area die entsprechende Urlaubsbekleidung kaufen können, aber die hätten mich trotzdem immer noch erkannt, und außerdem war es auch eine Frage des Stolzes. Also ging ich nachts baden, hatte den ganzen Pool für mich alleine und bekam auch noch richtig großes Kino geliefert. Denn wenn die Plagen erst mal im Bett waren, dann legten die Muttis jede Hemmung ab. Ich bin zwar eigentlich nicht der Typ für flüchtige Urlaubsbekanntschaften, schon gar nicht mit Frauen, deren Sozialisation sich so deutlich von meiner unterscheidet, aber was soll’s. Es war Sommer, es war Urlaubszeit, und ich war verdammt weit weg von zu Hause. Da kann man sich ja auch einfach mal gehen lassen.
Wohlan: Genießt einen vollkommenen Altweibersommer, lasst Eure Gefühle mit den späten Schmetterlingen tanzen, und vor allem mögen die Brauereien Eures Herzens von emotionalen Hochwasserkatastrophen verschont bleiben.