EPOCHALES KINO: KÖNIGREICH DER YAN
KÖNIGREICH DER YAN (Splendid 2009)
Ach die Schwertkampf-Epen, die stimmen mich immer besonders melancholisch. Wie sagenhaft es in den Neunzigern noch zuging, als man mit Bier, halluzinogenen Substanzen und den fernöstlichen VHS-Tapes gar grenzenlosen Spaß hatte. Im Originalton natürlich. Was flatterte es da durch die Lüfte, was wurde gekämpft, gezaubert und heroisch gestorben. Vorbei die Zeiten… Tony Ching Siu-Tung hat mit „Hero“ und „Der Fluch der goldenen Blume“ zwei der neueren Genreshits geschaffen, die in ihrer Bildgewalt, ihrer choreografischen Raffinesse und ihrer Ausstattung beeindruckend waren. Auch „König der Yan“ bietet all das.
Der Film geht weit zurück in die Vergangenheit. 400 Jahre vor dem beginn der modernen Zeitrechnung stehen sich zwei verfeindete Königreiche gegenüber. Seit Ewigkeiten tobt der krieg, keines der beiden Reiche kann das andere besiegen. Als der König von Yan von seinen Kriegern ermordet wird, wird seine Tochter zur Thronfolgerin bestimmt. Doch zuvor muss Prinzessin Yen eine militärische Ausbildung absolvieren. Aber die Intriganten trachten nun auch ihr nach dem Leben. Sie überlebt einem Mordanschlag nur durch die schicksalhafte Begegnung mit einem geheimnisvollen Eremiten. Dem letzten Überlebenden der legendären Neumondkrieger…
Königreich der Yan ist hohe Filmkunst. Das Gespür des Regisseurs für Räume, Ausleuchtung und effektvolle Kulissen ist von der ersten Sekunde an prägend. Auch die Lovestory zwischen der Prinzessin und dem Neumondkrieger ist so herrlich und wunderhübsch am Rand des Kitschigen angesiedelt, wie man es nur aus fernöstlichen Fantasy-Filmen kennt. Doch dem Film fehlt die Leichtigkeit, das Märchenhafte. Zu fest hat Tony Ching Siu-Tung sich inzwischen in die chinesische Geschichtsideologie verbissen, das gibt dem Film einen seltsamen Beigeschmack. Es soll hier alles einen Tick zu Ernst genommen werden. Schade. Trotzdem bleibt der Film natürlich ein echter (Geheim)Tipp.