AUF DER METALCOUCH (Legacy 47, Februar 2007)
Auf der Metalcouch Mikis Wesensbitter
…wäre die Welt ein Quell der Freude, würde es die Metalcouch mit Sicherheit gar nicht geben. Denn, dann würde ich über gänseblümchenbewachsene Wiesen tänzeln, Schmetterlinge in meinen Händen wiegen und mir von Quellnymphen sprudelnd magisches Wasser reichen lassen. Worüber sollte man dann bloß klagen, wenn der ewigwährende Sommer in Herz und Seele Einzug gehalten hätte? Teufel noch eins, wie wäre das aber Scheißlangweilig. Aber glücklicherweise ist die Welt ja doch ganz anders. Und so kann man den Winter getrost einen absoluten Versager nennen und ihm aber mal so richtig in den Arsch treten. Ich will Schnee, ich will Frost, ich will Depressionen von lauter Lichtmangel. Wenn die verdorbene Jugend unbedingt im Januar Frühlingsgefühle haben will, dann soll sie Drogen nehmen, aber gefälligst nicht die Jahresuhr verstellen! Muß sich denn hierzulande neuerdings alles nach dem Zeitgeist und kommerziellen Interessen richten?
Wie gut, das es da immer noch den Kühlschrank der Gerechtigkeit gibt, jenen kühlen Platz im dem immer eine Bierspezialität aus der großen weiten Welt darauf wartet mir Genuß und Wohligkeit zu spenden. Kanada war doch da gelagert, ganz viel Kanada, und das paßt doch auch bestens, denn da gibt es wenigstens noch wirklich Winter! Ahhh, welch ein Genuß, die schwere Tür zu öffnen und tastende Hände nach knisterkalten Flaschen suchen zu lassen. Mit geschlossenen Augen natürlich, denn die Sinne wählen so viel besser. Allerdings nicht wirklich, wenn die Hände nur ins Leere greifen. Mist, Kanada hat seine Biere aber wirklich gut versteckt. Im Fach ganz unten war noch Neuseeland, dann eben die. Die sind aber auch nicht da. Hier ist überhaupt nichts, hier ist nur Leere! Jetzt öffne ich aber doch panisch die Augen und sehe Lippenstift geschriebene Buchstaben: „Bier ist überhaupt nicht gut für Teint und Hüften! Im normalen Kühli sind isotonische Durstlöscher. Zuckerfreie. S.“ S.? Das konnte nur die bekloppte Praktikantin Sarah sein. Ich war von Anfang an dagegen gewesen, die hier überhaupt reinzulassen. Isotonische Durstlöscher, was war das denn? Sollte die sich doch um ihre Hüften kümmern, und nicht um meine. Pah, wenn es auf der Metalcouch mal kein Bier geben sollte, dann bestimme das gefälligst ich selbst! Wie gut das unter meinem Sofa immer noch der ‚Karjala-Export‘-Rescue-Pack versteckt ist. Diesen Schatz werd ich jetzt aber sofort heben geben.
Wenn der Handel schon im Januar gefärbte Eier und Schokoladenthemenfiguren verkaufen darf, dann will ich natürlich nicht nachstehen und darauf warten, das die schreibende Konkurrenz auf die selbe Idee kommt. Und deshalb gibt es jetzt, exklusiv für Euch, die erste Ostergeschichte des Jahres. Genießt Euch selbst am meisten und vor allem mögen die Brauereien Eures Herzen nur dann auf eine melancholische Retro-Schiene verfallen, wenn sie wirklich Freude bringt.