AUF DER METALCOUCH (Legacy 72, April 2011)
AUF DER METALCOUCH mit Mikis Wesensbitter…
…weht heute eine sanfte Frühlingsbrise zu den offenen Fenstern hinein. Die frisch gestärkten Stores wiegen sich sanft im Wind, das neue Grün der Blätter und Sträucher im Garten leuchtet durch die glasklaren Fenster. Ich lasse mich auf die Couch fallen und atme tief durch. Geschafft! Mission Frühjahrsputz 2011 ist erfolgreich beendet! Das war aber wieder ein echter Marathonlauf durch die Abgründe der Schmutzecken, Staubflusentreffpunkte, Spinnwebenhotspots und Schwarzschimmelniederlassungen. (fangen die eigentlich nur zufällig alle mit „S“ an?) 14 Tage a gogo ging das jetzt, anfänglich noch entspannt und traditionell, dann aber bald mit dem eisernen Besen und dem Kärcher. Denn wenn man einmal anfängt zu putzen, dann findet man ja kein Ende mehr. Irgendwo hat sich immer noch was versteckt. Der Kleiderschrank war nur noch halb so voll, die Daunendecken endlich wieder frisch gereinigt, das DVD-Regal entrümpelt, der Keller eine Zone der Ordnung. Am meisten begeisterte mich aber das Parkett. Das strahlte wie neu und war so makellos, das ich mich darin spiegeln konnte. Und ich sah gut aus! Frisch rasiert, den Bart neu geflochten und mit einem perfekten Hautbild. Das Putzen hatte als Nebeneffekt auch gleich noch meine Problemzonen geglättet, da war kein Gramm Winterspeck mehr zu finden.Zufrieden und selig machte ich mich auf den Weg zum Kühlschrank, um diesen Augenblick der Perfektion mit einem belgischen Bier abzurunden. Ich wählte ein reifbeschlagenes Kaizer Karel und ließ mich wieder auf der Couch nieder. So war mir das schön. So könnte es immer sein! Und da man ja bekanntlich immer dann aufhören soll, wenn es am schönsten ist, verabschiede ich mich mit diesem Bild der Idylle, mit diesem Blick auf die strahlende Couch und sage Prost, Ihr lieben Leser!
Genießt den Frühling mit seinen schönen Seiten, eröffnet die Badesaison lieber zaghaft als mit einem gewagten Sprung und lasst Euch von warmen Neumondnächten inspirieren. Vor allem aber mögen die Brauereien Eures Herzen von emotionalen Frühjahrsallergien verschont bleiben.
P.S.: Fehlte da nicht was, werdet Ihr Euch jetzt fragen. Fehlte da nicht ein Gast auf der Metal-Couch? Kommt da nicht in letzter Zeit immer jemand zu Besuch? Da habt Ihr wohl Recht, und ich habe auch lange überlegt, ob ich Euch die Geschichte erzähle, wie der Osterhase hier vorbei kam, mit seinen unförmigen Hufen das Parkett zerschraddelte, nach drei Bier schon so stratzebreit war, dass er hinter die Couch gepinkelt und später noch auf den Flokati gekotzt hat. Viel zu erzählen hatte er ansonsten auch nicht, außer davon, wen er alles schon gerammelt hat, und das wurde dann auf die Dauer mehr als ermüdend. Auch wenn die Vorstellung, wie der Hasenmann Lady Gaga durchnudelt, schon ziemlich skurril war. Aber: Nö, das wollte ich Euch alles ersparen, denn das war kein schöner Abend!