ESB FULLERS CHAMPION ALE: THE QUEEN IS DEAD
Bei englischem Bier heißt es immer vorsichtig zu sein, denn ein Großteil der Insel-Biere ist für mitteleuropäische Geschmacksnerven mehr ein wilder Hindernislauf, als ein Genuss. Wenn überhaupt, dann wage ich mich an Pale Ale heran, aber als mich in einem Schweizer Supermarkt das Champion Ale anlächelte, war es um mich geschehen. So eine feine Bierdose, die musste einfach mit. Und auch das Fotoshooting mit dem Champion Ale war ein voller Erfolg, grazil räkelte sich das Bier vor der Kamera, setzte sich ins rechte Licht und versprach, eine wahre Diva zu sein. Nun ja, der Rest ist (eigentlich) schnell erzählt. Voll Vorfreude wartete ich auf den richtigen Moment, in dem die Geschmacksnerven neutral und unvoreingenommen sind und in dem der Alltag seinen schnellen Gang verlangsamt und den gewissen Hauch von Entspannung vermittelt. Endlich war es so weit und das wohlige Geräusch beim Dosenöffnen ließ mich erschaudern vor Vorfreude. Gut, der Geruch war jetzt nicht unbedingt das umwerfende und erwartende Odeur und die Farbe des Bieres im frisch polierten Glas war auch einen bis zwei Nuancen zu dunkel. Die Schaumbildung kam nicht ganz so vorbildlich zu Stande, aber was soll’s, das sind alles Sekundärtugenden. Auf den Geschmack kommt es ja schließlich an. Dachte ich, hoffte ich. Und nahm den ersten Schluck.
Freunde die zu Besuch kommen, wundern sich seit einigen Wochen, woher der dunkle Fleck an der Küchenwand kommt. Ich sage es ihnen nicht. Sollen die mal ruhig spekulieren. Ein Champion Ale kommt mir aber mit Sicherheit nie, nie wieder ins Haus.
Brauerei: Fullers Brewery
Land: England
Typ: Dingsbums-Ale
Prozent: 5,8
passt zu: altbackenen „The Smith“ Songs, matschigen Fritten und Schuppenshampoo
PS: Das ESB steht wohl für die extraterestrisch oft eingesammelten Preise dieses Bieres. Damit ist mein Glaube an unabhängigen Juroren mit Geschmack für immer dahin…