PIETRA: THE SHOW MUST GO ON
Wenn ich mal groß bin, dann werde ich meinen eigenen Fernsehsender haben. Der heißt dann vielleicht „Wesensbitter-TV“ oder „W-TV66“. Mal sehen. Auf jeden Fall wird auf meinem Kanal bei den Talkshows wieder geraucht werden. Und gesoffen natürlich auch, schließlich gehört zu einer angeregten Plauderei, auch die entsprechende Gemütlichkeit. Die Reality-Strecke wird das Glanzstück, denn da dürfen Leute ihre Träume wirklich verwirklichen. Verkniffene ältere Männer dürfen Zeugwarte von Fußballmannschaften werden, um endlich nach Herzenslust an getragenen Socken zu schnüffeln, rüstige Damen können sich ihren Traum vom Nacktkellnern verwirklichen und die Bewerber für die deutschen Furzmeisterschaften werden beim Training beobachtet. In der Musikschiene treffen sich gänzlich unbegabte Groupies mit Roland Kaiser und Howard Carpendale, um Duette zu singen und wenn es Dunkel wird, dann gibt es Kochshows mit Black-Metallisten und Grindcore-Veteranen. Was fehlt noch? Genau, im Frühstücks-TV läuft „Captain Future“ und „Pittiplatsch reist ins Koboldland“. Die Quoten würden regelrecht durch die Decke gehen und von den Werbeeinnahmen könnte ich mir mal ganz locker ein Landgut auf Korsika kaufen. Und damit sind wir endlich beim „Pietra“, denn die Geschichte dieses Bieres ist genauso verrückt, wie die von „W-TV66“. Mitte der Neunziger kam ein (Exil-)korsischer Unternehmer auf die Idee, Kastanienmehl ins Malz zu mischen und damit ein echt korsisches Bier zu kreieren. Und manchmal funktionieren die absurdesten Ideen. Das „Pietra“ ist inzwischen korsisches Nationalgetränk und ohne Frage eines der besten Biere der Welt. Jeder versucht die Kastanien herauszuschmecken und auch wenn das nicht gelingt, haftet dem „Pietra“ trotzdem das gewisse Extra an. Und wenn es in meinem Fernsehsender Bier gibt, dann wird es natürlich „Pietra“ sein! Sante!
Brauerei: Brasserie Pietra
Land: Korsika/Frankreich
Typ: Lager
Prozent: 6,5
passt zu: Herbstgefühlen, Kastanienbikinis und Eselssalami