RECHENBERGER PILSNER: AUF DIE GUTE ALTE ZEIT
Man kann den 90ern alles mögliche vorwerfen. Sie waren unmusikalisch, unästhetisch und von Dummheit geprägt, aber eines, das muss man den 90ern hoch anrechnen: Sie haben dafür gesorgt, das der Schnurrbart verschwand. Nur Polizeiobermeister, Jäger und dominante Sozialamtsmitarbeiter trugen noch Schnauz, der Rest besann sich auf den Nutzen von Rasierapparaten. Die 2000er-Jahre waren fast Schnurrbartfrei, aber nur um zum Oberlippenbartsprungbrett zu werden und uns ein Revival zu bescheren, auf das niemand ernstlich gehofft hat. Und nun ist er wieder da, in Hipster-Gesichtern, bei Pensionären und sogar bei eigentlich coolen Leuten. Was das mit Bier zu tun hat? Na wartet mal ab, ihr werdet es gleich sehen!
Das Recherberger Pilsner wird mit langer Tradition im Osterzgebirge gebraut und verlässt die Brauerei nur im Fass, man kann es also nur in der Schenke trinken, oder an die Heimzapfanlage anschließen. Das ist das Vergnügen aber allemal wert, denn das Rechenberger ist eines der besten sächsischen Biere überhaupt. Samtig, ja fast cremig und mit einer sehr reduzierten Bitternote, schmeckt es fast ein bisschen exotisch und wenn man einmal damit angefangen hat, dann schmeckt es auch mit jedem Glas besser. Der anspruchsvolle Biertourist sollte im sächsischen Wirtshaus einkehren, um dieses Bier nicht zu verpassen.
Und nun schließt sich der Kreis, denn Schnurrbartträger sollten das Rechenberger unbedingt meiden! Es gibt nämlich nichts schlimmeres, als Bartträger die Fassbier trinken. Schließlich sammeln sich Schaum und Bier in den Haaren und vermischen sich mit Essensresten und Staub zu einer klebrigen, unansehnlichen Masse. Und wenn dann noch die Zunge über das verfilzte Bartgeflecht raspelt, dann ist sowieso alles zu spät. Aber, das Rechenberger ist eine Rasur im jedem Fall wert und danach schmeckt nicht nur das Bier besser, sondern die Welt wird auch wieder eine schönere sein. Prost!
Brauerei: Private Traditionsbrauerei Meyer
Land: Deutschland
Typ: Pilsner
Prozent:
passt zu: Beefsteak, Bratkartoffeln und dem Gilette-Lied