SCHULTHEISS PILSNER: WENN ALLES GETAN IST
In der guten alten Zeit, als Werbeclips noch zünftige Songs hatten, da schalte immer „Wenn alles getan ist, trinke ein Bier…!“ aus dem Fernseher und dieses Lied klingt bestimmt immer noch in so manchen einsamen Trinkerohr. Schultheiss war immer das Bier Westberlins, und ist es immer noch, auch wenn es schon lange im Osten gebraut wird. An der Geschichte vom Schultheiss kann man all die Irrungen und Wirrungen der Berliner Brauereitradition nachvollziehen. Aus dem Straßenbild ist es in den letzten Jahren fast verschwunden, wurde verdrängt von Sternburg, Oetinger oder Beck’s. Nur die vielen Schultheiss-Kneipen künden davon, das es dieses Bier überhaupt noch gibt. Meine erste Schultheiss Büchse (die aus dem legendären Intershop stammte) trank ich im Februar 89 beim Konzert von Billy Bragg im Palast der Republik, mein zweites trank ich im November 89, bei meinem ersten Kneipenbesuch in Kreuzberg. Und damit wäre es eigentlich auch gut gewesen, denn das Schultheiss schmeckte nicht und machte fürchterliche Kopfschmerzen. Aber so einfach war es wohl nicht und das Schulti entwickelte sich zu einem treuen Begleiter durch die Neunziger, den ich nicht loswurde. Denn in allen Konzerthallen dieser Stadt traf ich es wieder und musste es notgedrungen trinken, denn es gab ja nichts anderes. Und so verdanke ich diesem Bier zwar jede Menge Hangover, aber auch eine Menge Ekstase. Von Mudhoney bis Motorpsycho, von The Verve bis zu den Pixies. Und natürlich von Inspiral Carpets bis zu Bad Religion. Das heißt aber noch lange nicht, dass das Schultheiss rockt! Irgendwann wollte der Gott des Rock’n Roll dann wohl witzig sein und ersetzte das Schultheiss durch noch schlechtere Biere, aber das ist eine andere Geschichte. Zu Hause durfte mich das Schulti nie besuchen, und das wird sich auch nicht mehr ändern. Nur heute, da durfte es mal kommen, aber auch nur deshalb, weil es sich so hübsch gemacht hat!
Brauerei: Berliner-Kindl-Schultheiss
Land: Deutschland
Typ: Pilsner
Prozent: 5,0
passt zu: Bockwurst, Trabrennbahn Mariendorf und Spalt