STAATSRESERVE: BIER WAS DIE WELT NICHT BRAUCHT
Scheinbar ungebrochen ist die Welle der Spaßbiere, die sich mit der DDR beschäftigen. Dabei spielt natürlich nur die Etikettierung eine Rolle, denn einen halbwegs authentischen Ostbiergeschmack bekommt man heutzutage gar nicht mehr hin. Was bestimmt auch gut so ist, denn Ostbier war ja eher fragwürdiges Vergnügen. Zumindest war das DDR-Bier immer für eine Überraschung gut. Manchmal war man nach dem ersten Bier schon blau wie eine Haubitze, manchmal wollte selbst das Fünfte noch keine wirklichen nennenswerten Effekte erzeugen. Manchmal hatte man drei Freundinnen und manchmal keine. Mit Ostbier konnte man den Tank füllen, den Grill anzünden und den Röntgenblick aufsetzen. Man konnte damit vorwärts, rückwärts und zur Seite gehen, aber niemals durch Mauern. Man konnte damit Haare stylen, Blumen gießen und die Nieren spülen. Man konnte mit dem Bierschaum den Schnurbart schneller wachsen lassen und den Hackfleischteig mürbe machen. Eigentlich konnte man mit dem Ostbier so ziemlich alles veranstalten, denn es war nach keinerlei Reinheitsgebot gebraut, sondern nach seltsamen Gebräuchen, die längst in Vergessenheit geraten sind. Und was kann man mit solchem Unfug wie der „Staatsreserve“ oder dem „Trabibier“ machen? Man kann es verschenken. Aber nur an Leute, die man nicht mag. Und das ist eigentlich ein mehr als schmales Spektrum für ein Bier. Da lob ich mir das „Sankt Buchholzer Pornobräu“, das wusste noch, wie man mangelnde Braukunst mit einer zündenden Idee kaschieren konnte. Prost!
Brauerei: unknown
Land: Deutschland/Ost
Prozent: 4,8
Typ: Pilsner
passt zu: Reifenwechsel, Präsentkorb und Bienenstich(en)