25 JAHRE MAUERFALL: WIR WOLLTEN FREI(ES) BIER Teil 1
Allerorten wird nun wieder der Jahrestag des Mauerfalls durch den medialen Kakao gezogen. Da will ich natürlich auch meinen Beitrag leisten, insbesondere deshalb, weil ich mich in der gängigen Erinnerungsschleife überhaupt nicht wiederfinde.
Denn was es zu sehen, lesen, hören gibt, ist doch immer nur das hier: Fusselbärte dürfen erzählen, wie sie als Opposition dem SED-Regime das Fürchten lehrten, junggebliebene Kaltwellenträgerinnen vergießen künstliche Tränen der Rührung, beim Erinnern, wie sie mutig über den Botschaftszaun gekraxelt sind und die ganz Wilden berichten (zu dramatischer Musik), wie sie von Ungarn nach Österreich gerannt sind. Das ist ja schon alles schlimm genug, wird allerdings dadurch noch gesteigert, dass es seit 20 Jahren von derselben Fratzenparade dargeboten wird. Aber vielleicht ist das ja kein Wunder, die Zone hatte ja nicht mehr so viele Einwohner zum Schluss
Dabei wird zielgerichtet immer wieder ausgeklammert, warum die Mauer wirklich gefallen ist! Und das ist doch ganz einfach: die Ostdeutschen hatten genug von schlechtem Bier und wollten endlich richtiges Becks, Flensburger und Co. trinken. Nicht zufällig endete der erste Westbesuch in der Kneipe und mit einem Kater am nächsten Morgen. Der richtige Katzenjammer sollte allerdings erst viel, viel später kommen. Als nämlich auch dem letzten Kasperkopf dämmerte, das es vorbei war mit 53 Pfennig fürs Bier und Kneipe plötzlich Luxus wurde.
Mein erstes Westbier war Clausthaler Classic. Davon hatte Onkel Waldemar aus Kassel 1986 einen ganzen Kasten mitgebracht und ihn dann stehen lassen, weil er lieber Freiberger Helles trank und auf sein Alkoholproblem einen feuchten Furz gab. Im nächsten Jahr brachte er zwei Stiegen Karlsquell mit, die er allerdings nicht stehen ließ, sondern selber ausgesoffen hat. Bis auf die drei Flaschen, die ich rechtzeitig in Sicherheit gebracht hatte. Schmeckte zwar auch nicht besser, als das Clausthaler, aber drehte wenigstens. Mein drittes Westbier war ein Schultheiss und auch das war alles andere, als eine Erleuchtung. Da hatte das Dresdner Felsenkeller doch irgendwie einen weitaus besseren Geschmack.
Fortsetzung folgt