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AUF DER METALCOUCH (Leagcy 64/Dezember 2009)

Posted in - Auf der Metalcouch on Dezember 4th 2009 0 Comments

Auf der Metal-Couch…

…mit Mikis Wesensbitter

…wird heute richtig Weihnachten gefeiert, so ein Fest lasse ich mir ja nicht entgehen, so was wird hier nicht nur begangen, nein, es wird regelrecht zelebriert. Doch bevor der Vorhang sich lüftet, bevor es in die gute Stube geht, müsst Ihr Euch natürlich erstmal die Schuhe ausziehen, die Hände waschen und die Haare kämen (LeserInnen mit Filzlöckchen sind von Letzterem befreit), denn das gehört sich schließlich so. Und wenn dann jetzt alle soweit sind, dann können wir ja endlich anfangen!

Die Flügeltüren öffnen sich, und der Blick fällt in den prachtvoll geschmückten Raum. Ah! Oh! Die Metalcouch ist Weihnachtsland. Es glänzt, es glitzert, es duftet, und der Tannenbaum hängt wie jedes Jahr von der Decke herab. Mundgeblasene Kugeln, Lametta satt und Designerkerzen machen den inversen Baum zu einem visuellen Traum. Über den Boden schnauft eine Lichterketten-geschmückte Modeleisenbahn, die sich an Räuchermännchen, Nussknackern und Pyramiden vorbei schlängelt und einen planmäßigen Halt an der Station „Julbier“ einlegt, bevor sie wieder zurück zur Station „Metal-Couch“ zuckelt und ihre kostbare nordische Fracht abliefert. So muss das sein. Und wenn die Bahn hier zum vierten Mal vorbeikommt, dann hab ich aber schon gut einen im Tee, denn das diesjährige Julbier ist besonders gehaltvoll. Leider haut die Programmierung der kleinen fleißigen Festtagseisenbahn nicht so richtig hin, und der Zwischenhalt an den Haltestellen „Hirschgulasch“ und „Dominosteine“ wird regelmäßig ignoriert. Das ist keine gute Basis, denn ohne ordentliches Essen macht das Julbier einfach zu schnell platt. Was ja normalerweise kein Problem ist, aber an einem Tag wie diesem geht mir das zu schnell. Zumal Stammleser ja auch wissen, dass hier garantiert noch hoher Besuch aufläuft und für den sollte man schon fit sein. Ich geh jetzt also erst mal delikate Dinge naschen, stopf mich mit Fleischspeisen und Süßigkeiten voll und bin dann gleich wieder für Euch da. Ihr könnt ja in der Zwischenzeit mit der lustigen kleinen Eisenbahn spielen, die gerade ein norwegisches Weihnachtsbier auf ihrer Lore geladen hat. Aber denkt dran: Nur spielen. Nicht austrinken!

Oooops, wo seid Ihr denn? Und wo ist das ganze Julbier? Ihr habt die doch nicht etwa alle ausgesoffen und Euch dann verkrümelt? Na, Ihr seid mir ja LeserInnen! Ihr hättet ruhig warten können. Und was trink ich jetzt?

Da ertönt von draußen eine liebliche Melodie, Glöckchen klingeln, Rentiere schnaufen, und eine tiefe Basstimme summt ein Lied. Bevor der mir wieder die Tür eintritt, renne ich schnell durch die Diele und öffne. Und das steht er, Ihr habt’s ja schon geahnt, der Weihnachtsmann. Groß, breitschultrig und mit ordentlich Gepäck. „Tach“, sagt er und schiebt mich zur Seite. „Stiefel aus“, ruf ich ihm noch hinterher, aber er tippt sich nur an die Stirn, grunzt, dass er schließlich nicht der Nikolaus ist, und stapft weiter. Dann wirft er sich auf die Couch und stöhnt. „War das wieder ein Scheißtag. Die Plagen werden immer bekloppter. Und die Mütter sind noch viel schlimmer. Mach mir mal ein Bier auf. Ein richtiges. Keine Kaktusfeige oder Pfefferminzbier oder was für Scheißzeug die alle da draußen trinken. Ist alles im Sack, Alter!“

Ich hole uns ein französisches 3-Monts aus dem Kühlschrank. Das wird ihm schmecken. Und ist auch genau das richtige Bier, um die lange Nacht zu starten. Denn lang wird es garantiert. Wenn der erst mal anfängt, über den Verfall der Sitten zu referieren, dann kann er ja immer nicht aufhören. Ich werde mich rechtschaffen mit ihm betrinken und irgendwann einschlafen. Und wenn ich wach werde, wird er immer noch reden. Darüber, dass die Weiber früher noch nicht rasiert waren, keine ökologische Unbedenklichkeitserklärung für die Geschenke verlangten und nicht alle nach den selben Parfümsorten gestunken haben. Aber früher gab’s ja auch Douglas noch nicht, sag ich dann wie immer und schlaf einfach wieder ein. Sooo schön kann Weihnachten sein.

Feiert, wie es Euch gefällt, verschenkt Modelleisenbahnen, wenn Ihr Lust darauf habt, baut Schneemänner und Eiskristallfrauen, macht einfach, was Ihr wollt. Vor allem aber mögen die Brauereien Eures Herzens auch im nächsten Jahr ein wahrer Quell der Freude sein.

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