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AUF DER METALCOUCH (Legacy 65/Februar 2010)

Posted in - Auf der Metalcouch on Februar 27th 2010 0 Comments

Auf der Metal-Couch…

…mit Mikis Wesensbitter…

…sind Veränderungen ja eher gar nicht willkommen. Die Welt da draußen kann sich ja gerne drehen, der Zeitgeist kann Pirouetten tanzen, wie er will, Hauptsache, in den heiligen Hallen steht die Zeit still. Aber selbst auf der Metal-Couch lässt sich der Weltenlauf dann und wann nicht wirklich anhalten. Es war ein wunderbarer idyllischer Winterwochenendvormittag, mit Schnee auf Bäumen und Sträuchern, als ich sie, im reflektierenden Lichtspiel der tief stehenden Sonne am klaren, kalten Himmel, erblickte: Falten. Altersflecken. Besenreißer. Mich schauderte bei der Erkenntnis, dass die unkaputtbare Metal-Couch in die Jahre gekommen war. Ihre Polster wölbten sich, da und dort sah man die Sprungfedern durch den Stoff drücken, und an den Lehnen schimmerte das Füllmaterial durch. Sie war alt geworden, die gute Metal-Couch. Und ich mit ihr. Gut, bei mir sah man es nicht so, Bauch, Beine, Po waren in bester Kondition, die passten immer noch in die selbe Lederhose wie vor zehn Jahren, aber es fühlte sich irgendwie nicht mehr genauso an. Und das erste weiße Haar im Bart, das blieb auch nicht ohne Nachfolger. Die Couch seufzte, als ich mich in sie fallen ließ, und auch ich versank in Trübsal. Altwerden ist nun wirklich nichts, worüber man in Euphorie verfallen kann.

Aber da fiel mir plötzlich die Bierlieferung ein, die der Postbote heute gebracht hatte. Eigentlich war die ja für den Ostermontag bestimmt, aber war nicht jeder Tag irgendwie Ostermontag oder Aschermittwoch? Und warteten die belgischen Brauexperimente nur zufällig im Kühlschrank? Nee! Und so wurde es doch noch ein schöner (Winter-)Tag. Die Metal-Couch und ich, wir tranken uns das Leben auf belgische Art schön, wir tanzten, und wir lachten. Wir erzählten uns, wie oft wir uns schon verliebt und getrennt hatten, wie viel gute und schlechte Musik wir schon gehört hatten und wie sehr wir uns mochten. Ich wurde ja ein wenig eifersüchtig, da die Couch offensichtlich wesentlich mehr Sex hatte als ich, aber meine Güte, dachte ich mir, wer weiß schon, wie Möbelstücke ticken. Noch dazu, wenn sie älter sind, wenn sie schon den NWOBHM mitgemacht haben und beim Swing und bei so Zeugs waren.

Genug jetzt der Vorrede, hinaus mit Euch in den Schnee. Genießt den Winter noch mal in seiner Vollkommenheit, tanzt im Schnee, und freut Euch über die ersten Frühlingsboten. Vor allem aber mögen die Brauereien Eures Herzens von österlichen Traurigkeitsanwandlungen verschont bleiben.

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