IT’S BUCHMESSE BABY: ALLES EINE FRAGE DER EINSTELLUNG
Die Leipziger Buchmesse öffnete wieder ihre Tore und tausende, ach was zehntausende Besucher, folgten dem Ruf der Literatur, um sich durch Gänge zu schieben, an Ständen zu drängeln und sich in der intellektuellen Frühlingssonne zu aalen. Wahrscheinlich kann man sich in jeder Dorfbuchhandlung entspannter und besser mit neuen Büchern beschäftigen, aber darum geht es ja nicht, schließlich ist eine Dorfbuchhandlung kein Event. Und da kommt auch kein gefeierter Autor des Weges, oder ein Fernsehteam.
Ich habe auch in diesem Jahr wieder versucht, den Reiz des ganzen Budenzaubers zu finden, aber irgendwie wollte er sich nicht zeigen. Es schwätzt, es talked, es redet in allen Bereichen, eigentlich ist die gesamte Buchmesse (nur) ein riesiges Übertragungsstudio für die öffentlich-rechtlichen Kanäle und eine Werbepräsentation für die Verlage. Nur leider ist wohl auch die enthusiastischste Leseratte von dem Überangebot komplett überfordert. Ich sowieso.
Im nächsten Jahr werde ich das vielleicht anders sehen, denn dann ist schließlich mein Buch: „Wir hatten ja nüscht…!“ auf dem Markt. Dann darf ich vielleicht auch hinter einem sterilen Stand in Leichtbauweise stehen und interessierten Besuchern Werbematerial in die Hand drücken. Vielleicht. Aber bis dahin ist ja noch jede Menge Zeit. Und bis es soweit ist, veranstalte ich meine private Buchmesse lieber daheim. Da schubsen mich keine Leute, da rammen mir keine Omas ihre Buchtüten gegen die Schienbeine und da kann ich vor allem in Ruhe Bier trinken. Wenn auch nicht unbedingt das komische „Kozel“. Das schmeckt nämlich genauso, wie sich die Buchmesse anfühlt: langweilig, fad und überbewertet.