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NEUE GESCHICHTE: MEIN NACHBAR, DER KOMMUNIST VOM ANDEREN STERN

Posted in - Bücher & Entertainment on Dezember 23rd 2015 0 Comments

Mein neues (Kurz)Geschichtenbuch kommt immer weiter voran. Meine momentane Lieblingsgeschichte daraus, gibt es hier exklusiv zu lesen. Viel Spaß dabei!

MEIN NACHBAR, DER KOMMUNIST VOM ANDEREN STERN

Ostberlin, Dezember 1987

Wolken waren am nächtlichen Himmel aufgezogen und nun trudelten leise und sanft große Schneeflocken vom Himmel. Die Laterne am Waldrand warf ein weiches Licht auf die verschneiten Bäume. Es war wunderschön. Mich störte der Schneefall gar nicht, im Gegenteil. Ich saß auf der Bank und freute mich. Kay erkannte ich schon von Weitem, sein Gang war einmalig. Hochgezogene Schultern, tänzelnde Schritte.

Ich hielt ihm die Apfelkornflasche entgegen und seine finstere Miene hellte sich etwas auf. Als er mir die Flasche zurückgab, sagte er: „Wenn die blöde Schlampe mich noch einmal zwingt Ulf und Zwulf oder Gerhard Schöne zu hören, mach ich Schluss! Aber postwendend.“

„Ach war‘s mal wieder so weit?“

„Och hör bloß uff! Ist doch immer dieselbe Scheiße. Erst ist alles gut und wenn wir anfangen zu fummeln, springt sie plötzlich auf und legt eine Scheißplatte auf. Die Musik würde sie entspannen! Und dann fängt sie nach einer Weile an zu heulen, weil sie so traurig wird. Kotzkacke!“

„Dann such dir endlich ne andere, Alter! Nur jemand mit totalem Dachschaden, kommt auf die Idee, beim Sex Ulf und Zwulf zu hören.“

„Aber ich find die so scharf, Mann!“

„Naja, dann musste wohl da durch! Katharina wollt ja heut beim Kuscheln Sinead O’Connor hören…“

„Fresse du Arsch, gib mir lieber den Schluck! Kommt Sascha auch noch?“

„Nee der hat Stubenarrest, weil er gestern Nacht das ganze Bad vollgekotzt hat! Fand sein Vater irgendwie uncool. Zumal er gemerkt hat, das sein teuer Asbach Uralt aus dem Westen ausgesoffen war.“

Wir rauchten noch eine Zigarette, tranken den Apfelkorn aus und gingen dann nach Hause. Ohne Sascha war unser Samstagabendtreff irgendwie langweilig.

„Haste jehört, wir kriegen ab Januar neue Mitschüler in der Klasse.“ fragte er mich.

„Echt? Nee, nix gehört. Woher?“

„Weeß keener so richtig, is jeheim. Vielleicht Nicaragua, oder Kompottschea. Aber mein Alter meint, da kommt auf jeden Fall was auf uns zu. Nacht Alter!“ Wir trennten uns an seiner Haustür.

Danach fingen die Weihnachtsferien an, Katharina machte Schluss mit mir und zu Silvester landeten wir wieder in der Kiste. War aber ein Ausrutscher, erklärte sie mir hinterher. Die Weihnachtsgeschenke-Ausbeute war wesentlich besser, als im Jahr davor. Am besten war die Depeche Mode Platte, die Oma geschmuggelt hatte. Die würde ich für 500 Tacken auf dem Schwarzmarkt bei Union loswerden. Damit waren einige Monate gesichert.

Januar 1988

Es begann wie immer. Wir mussten auf dem Hof antreten, zu Ehren von Wilhelm Pieck strammstehen und dann begann der Unterricht. Das irgendetwas anders war, merkten wir in der ersten Hofpause. Schwarze Limousinen und ein weißer Barkas hielten vor der Schule und merkwürdige Menschen stiegen aus.

Direktor Eichelmann und drei komische Berufsjugendliche in grauen Anzügen, die nur aus der Jugendmode stammen konnten, kamen in unsere Klasse. Eichel stellte sie als Genossen aus der Bezirksleitung der FDJ vor. „Jugendfreunde! Ihr habt die große Ehre und die große Verpflichtung in den nächsten Wochen, dem Sozialismus einen wichtigen Dienst zu erweisen! Jugendliche aus einem fremden Land werden an eurem Unterricht teilnehmen und wir erwarten von euch, das ihr euer Bestes gebt, um sie willkommen zu heißen und ihnen zu zeigen, wie weit fortgeschritten das Schulsystem unserer DDR ist!“ deklarierte der Erste.

Der zweite rülpste verhalten in seine Faust und rief: „Und kommt gar nicht auf dumme Ideen! Kein Alkohol und keine Zigaretten! Das vertragen unsere ausländischen Gäste nicht!“

„Und bitte, bitte keine pubertären Annäherungsversuche! Körperliche Kontakte und insbesondere Geschlechtsverkehr ist absolut ausgeschlossen!“

„Na dit wird ja langweilich!“ sagte Manuela etwas zu laut und erntete dafür haßerfüllte Blicke von der Delegation und dem Direktor.

„Wo kommen die denn her? Aus Kompottschea?“ fragte Kay.

„Das heißt Kamputchea! Und nein da kommen die Jugendlichen nicht her. Sie kommen aus Äthiopien. Und jetzt stellen wir euch die Besucher vor!“

Die Tür öffnete sich und vier seltsame Gestalten kamen herein. Sie waren ziemlich groß, ziemlich dünn und trugen hellblaue Germina-Trainingsanzüge. Sie grinsten wie Honigkuchenpferde und winkten uns fröhlich zu. Sahen eigentlich ganz cool aus, aber ihre schrägen Mützen waren voll daneben. Die fingen gleich über den Augenbrauen an, sahen aus wie grüne Lampenschirme, und ragten bestimmt 30 Zentimeter in die Höhe.

Sie hießen Hugo Hugo, Hobo Hobo, Hajo Hajo und Hora Hora. Was für Idiotennamen! Hora Hora wurde neben mich gesetzt und schüttelte mir freudig die Hand. Das tat verdammt weh. „Hallo Hallo Hallo!“ sagte er immer wieder.

Im Unterricht saßen die Neuen still da, hörten zu und schrieben jedes Wort mit. Wenn der Heiko-Füller nicht so laut auf dem Papier gekratzt hätte, hätte ich glatt vergessen können, dass jemand neben mir saß. In der Hofpause wurden sie abgeholt und nach dem Unterricht fuhren sie mit einem weißen Barkas davon. So das niemand von uns ein Wort mit ihnen wechseln konnte. Weil im Unterricht antworteten sie nicht.

„Haste gesehen, wat der eine für einen Eumel in der Hose hatte?“ fragte Sascha auf dem Nachhauseweg.

„Häh? Was hast du denn für Probleme?“ antwortete ich.

„Na das war einfach nicht zu übersehen. Antje neben mir hat Schnappatmung bekommen, als sie das Rohr gesehen hat.“

„Ich hab mir die häßlichen Mützen von denen angeschaut, und nicht ihre Beulen!“

Die nächsten zwei Wochen passierte nichts weiter. Sie kamen in den Unterricht, saßen still und verschwanden dann wieder. Wir gewöhnten uns an sie, an ihren Geruch nach Quartett Deo und das Kratzen ihrer Füller.

Und dann, es war ein Dienstagvormittag, durften sie plötzlich auch in der Pause bleiben und Hora Hora fragte mich völlig unvermittelt: „Du seien schwul?“

Vor Schreck fiel mir mein Taschenrechner, mit dem ich gerade ausgerechnet hatte, wie viel Kohle mir noch bis zum Monatsende bleiben würde, aus der Hand.

„Wie kommst du denn darauf?“

„Schwule Musikbands und schwuler Fußballclub!“

Er zeigte auf mein Hausaufgabenheft, wo ich groß Eisern Union raufgeschrieben hatte. Und Sex Pistols, Sandow, Tears For Fears und The Pogues.

„Die sind doch nicht schwul Alter!“ fauchte ich.

Er dachte nach, wurde rot und sagte dann: „Nicht schwul? Heißt das dann cool?“

„Schwul ist wenn Jungs mit Jungs ins Bett gehen! Cool ist, wenn etwas toll ist!“

Er strahlte! „Dann bist du cool!“

Nach der Schule wurden sie dann wieder abgeholt.

Ich erzählte Sascha und Kay auf dem Nachhauseweg von meinem Erlebnis. „Is gar nüscht! Hobo Hobo hat Antje gefragt, ob sie Ficki-Ficki machen will und Hugo Hugo hat dem dicken Wenzel alle Schnitzelbrötchen weggefressen. In 3 Minuten. Die Fettbacke kam gar nicht dazu, zu protestieren.“

„Und Hajo hat Susanne gefragt, ob sie Kondome hat! Irgendwas stimmt doch da nicht! Wochenlang reden die gar nicht und plötzlich kommen die mit total schrägen Sachen.“

„Na dann warten wir mal ab was als nächstes passiert! Auf jeden Fall ist schon mal geklärt, das ich nicht schwul bin! Was machen eigentlich Ulf & Zwulf?“

Kay schaute mich wütend an und rotzte mir eine dicke Lungenbutter-Brosche vor die Füße.

„Die sind tot! Genauso wie die alte Kuh! Schluss ist! Die dumme Votze wollte doch ernsthaft mit mir zum Ralf Bummi Bursy Konzert gehen. Aber irgendwo ist eine Grenze! Niemals werd ich zu einem Bummi Konzert gehen! Niemals!“

„Bleib mal locker Kay, ist alles gut! Super, das du endlich Schluss gemacht hast! Lass uns ins „Birkenwäldchen“ gehen und ein Bier trinken. Is 14:50 Uhr. Da haben die schon auf. Und die sind eh zu breit da, um nach unserem Ausweis zu fragen!“

„Das ist die erste vernünftige Idee, die du heute hattest!“

Es blieb nicht bei einem Bier. Es wurden viele. Und es gab Soljanka. Die war schon etwas älter. Sascha bekam wieder Stubenarrest, weil er in den Flur gekotzt hat. Ich bekam eine Backpfeife von meiner Mutter, weil ich vergessen hatte einzukaufen und die Familie Pumpernickel zum Abendbrot essen musste. Und Kay versprach unter Tränen seiner ehemaligen Ex-Freundin, mit ihr zum Bummi Bursy Konzert zu gehen. Der Idiot!

Februar 1988

Nach den überraschenden Gesprächskontakten mit unseren äthiopischen Gästen kehrte wieder Funkstille ein. Hora Hora schwieg, schrieb seine Hefte voll und verschwand nach dem Unterricht. Unsere Lehrerin erklärte uns, dass unsere Gäste nur noch bis zu den Winterferien bei uns bleiben würden. Drei Tage vor den Ferien fand eine Klassenparty statt und dazu durften auch unsere fremdländischen Gäste kommen. Klare Regeln! Kein Alkohol, keine Zigaretten, keine subversiven Lieder. Kein Problem, wir waren ja schließlich in der zehnten Klasse!

Schmitti war (wie immer) der DJ. Er hatte zwei Kassettendecks, in einem lag ein City- Tape, im anderen wurde wild gewechselt. Sascha und ich, versteckten einen Kasten „Deutsches Pilsner“ hinterm Schulgartenschuppen, Kay hatte Korn in Club-Cola, Manuela Wein, Katharina Wermut, Axel Apfelkorn… wir waren so gut ausgerüstet, das wir eine ganze Elefantenherde ins Koma trinken konnten. Wir waren bereit! Die dicke Bärbel hatte Nudelsalt mitgebracht und Wenzel stand am Wienerwürstchen-Topf. Akribisch testete er, die Temperatur, trank Wurstwasser und passte auf, dass niemand (außer er) mehr als eine Wurst bekam. Frau Drescher war ganz aufgeregt, kontrollierte ständig unsere Taschen und tanzte zu „Am Fenster“. Mit der dicken Bärbel. Als sie aufs Klo ging (um sich den nächsten Wodka einzukippen), legte Schmitti „This Is Not A Lovesong“ ein. Cool! War ich sofort auf der Tanzfläche. Pogo!

Und dann kamen unsere Gäste. Hellblaue Trainingsanzüge, grüne Hüte, große Schüsseln. „Essen, essen!“ sagte Hora Hora zu mir und bevor ich antworten konnte hatte ich schon den Mund voll. Mit irgendwas. Mit ekligem Zeug.

„Was ist das?“

„Hirse! Wir lieben Hirse!“

„Na komm mal mit. Wir lieben Hopfen!“

Und dann nahm ich Hora Hora einfach mit hinter den Schulgartenschuppen, gab ihm ein Bier, steckte ihm eine Cabinet zwischen die Lippen und zündete sie an. Er hustete schauderhaft nach dem ersten Zug, dann ging es besser. Das Bier schmeckte ihm auch nicht, aber der dritte Schluck schien dann doch leichte Begeisterung auszulösen.

„Das ist Gift! Warum macht ihr das?“

„Keine Ahnung, gehört halt dazu. Coole Jungs rauchen und vom Bier kriegt man gute Laune!“

„Ah, ich verstehe! Bei uns nehmen die Erwachsenen Mura-Mura Tropfen. Wir dürfen die nicht nehmen. Haha, machen wir aber trotzdem. Willst du einmal probieren?“

Ich konnte schlecht Nein sagen, schließlich hatte ich ihm ja auch das Bier angedreht. Also nickte ich. Er holte eine kleine Flasche aus der Hosentasche und ließ mir drei Tropfen daraus auf die Zunge fallen. Er selbst nahm mehr. Zuerst passierte gar nichts. Dann schwoll meine Zunge an, meine Kehle brannte und in meinem Magen tanzten sieben Geißlein Pogo. Dann explodierte eine Silvesterrakete in meinem Kopf, ich sah Sterne, Spiralen und flammende Ornamente. Das alles war so heftig, dass ich auf die Knie fiel. Zwischen all dem strahlenden Chaos sah ich Hora Hora. Doppelt, dreifach, hundertfach. Er tanzte. Wedelte wild mit den Armen und lachte.

„Beim ersten Mal ist es immer Echsenkacke. Nach dem Erbrechen wird es besser!“ Seine Stimme vibrierte zwischen meinen Ohren hin und her und dann kotzte ich auch schon. Unverdaute Wiener, Nudelsalat und Brathering. Alles in bunt und leuchtend. Hora Hora half mir auf und ich hatte plötzlich das Verlangen ihn zu umarmen. Ihm richtig nah zu sein. Warum auch immer, ich mochte ja eigentlich keine Jungs, aber bei ihm war es egal. Er hielt mich fest, streichelte mich und ich spürte seine Zunge in meinem Mund. Es war schön. Wir küssten uns, wir tanzten und die Schneeflocken die vom Himmel fielen, tauten auf unseren Gesichtern.

„Ich bin nicht schwul!“ sagte ich als unser Kuss endete. Das musste ich einfach klarstellen.

„Das weiß ich. Ich bin auch kein Junge. Ich bin ein Mädchen!“ antwortete er. Also er, oder sie.

„Aber du hast keine Titten!“

„Doch, die siehst du nur nicht!“

Und sie nahm meine Hand und führte sie unter ihren Trainingsanzug.

„Wir haben uns im Laufe der Evolution von den primären Geschlechtsmerkmalen gelöst, wir können selbst entscheiden, was und wer wir sein wollen. Wenn es dir gefällt, und mir auch gefällt, kann ich Brüste haben und eine Muschi. Groß, klein, rund, spitz. Oder eckig!“

„Wie? Ich denk, in Äthiopien verhungern die Kinder und dann können sie vorher noch entscheiden, ob sie Mann oder Frau sein wollen? Das ist doch bescheuert!“

Sie lachte, und zum ersten Mal klang ihr Lachen eindeutig weiblich.

„Äthiopien? Haben sie euch das erzählt? So ein Unsinn. Natürlich kommen wir nicht daher! Schau!“

Sie hob ihren Finger, ließ ihn langsam kreisen und fand am Himmel, wonach sie suchte. „Dort.“

Ich sah einen lilanen Stern, sehr weit weg. Sehr klein. Klar, es war ja nur ein Punkt am Himmel.

„Ich komme vom Planeten Znojmo. Wir sind in Allem ungefähr tausend Jahre weiter als ihr, aber es macht Spaß, in die Vergangenheit zu reisen. Küss mich noch mal. Meine Vulva ist jetzt voll ausgebildet und ganz schön feucht!“

„Aber, aber…“

„Erst küssen, dann darfst du weiter fragen!“ antwortet sie und zog mich an sich. Es war der schönste Kuss meines Lebens, es waren die sanftesten Händen, die mich je angefasst hatten und meine Finger verloren sich auf der weichsten Haut, die ich je gespürt hatte. Es war berauschend, es war kein verkrampftes Fummeln, wie sonst, sondern es war das Paradies. Es war pures Glück, pure Freude, pure Lust.

„Aber wie kommt ihr hier her? Warum reist ihr in die Ostzone? Das ist doch Quatsch!“

„Ist es gar nicht! Bei uns zu Hause hatten wir das auch alles. Es gab Kriege, es gab Konzentrationslager, Gulags und Hass als Antrieb. Und irgendwann wurde jemand Präsident, der gesagt hat: „Jetzt reicht es aber mal!“ Alle Waffen wurden verboten, jeder bekam dasselbe Geld und die Energie wurde nur noch aus der Sonne gewonnen. Seitdem haben wir Zeit, können den Weltraum entdecken und sind nett zueinander!“

„Aber wie kommt ihr hierher? In die DDR?“

„Wegen Sigmund Jähn, eurem ersten Fliegerkosmonaut. Der hatte Geheimbotschaften mit ins All genommen. Nachts, wenn die Russen besoffen waren und schliefen, hat er die heimlich ins Universum gefunkt. Das war lauter komisches Zeug, mit Musik von Stern Combo Meißen und Electra, die Texte waren in Phantasiesprachen, die wohl extra von der Humboldt-Uni ausgetüftelt worden waren. Unsere Eltern haben sich kaputtgelacht, als sie das gehört haben. Aber sie fanden euch lustig. Seitdem machen wir hier Geschichtsunterricht. Wir waren auch schon in Belgien, in Westdeutschland und in Frankreich! Aber dort sind die Leute so kalt und so gierig. Bei euch ist es am Schönsten!“

„Guck mal, der Wesensbitter is schwul! Wußt ichs doch!“ hörte ich eine Stimme hinter mir und dann waren es schon ein paar Stimmen mehr.

„Schwuler Wesensbitter! Na-na-na-na-na!“

Hora Hora schob mich von sich, drehte sich um und zog ihr T-Shirt hoch.

„Wer ist schwul? Hier sind meine Titten, jetzt zeigt mir mal eure!“

Die Weiber rannten vor Schreck weg, und Sascha seufzte: „Bowlingbrüste! Das sind echte Bowlingbrüste!“ Dann fiel er in Ohnmacht.

„Ihr seid die totalen Kinder!“

Ich zuckte nur mit den Schultern, sie konnte mir inzwischen alles erzählen. Klar wir waren DDR-Kinder, und kamen nicht von einem anderen Stern, wie sie.

„Wir werden in fünfzehn Minuten abgeholt und fahren direkt zum Flugplatz. Ich möchte gerne noch deinen Penis in mir spüren. Geht das? Ich kann dir auch noch mal Tropfen geben.“

Die brauchte ich nicht. Es war schön, es war verrückt. Sie quietschte, ich grunzte. Sie stöhnte, ich auch. Wir brauchten nur drei Minuten. Danach hielten wir uns ganz fest. Aber eine Frage hatte ließ mir keine Ruhe!

„Aber warum tragt ihr diese schrecklichen Hüte?“

„Weil uns Eselsohren wachsen, wenn wir lügen. Und wenn wir unsere Hausaufgaben nicht gemacht haben. Und wenn wir scharf sind.“

Sie zog die Mütze von ihrem Kopf und tatsächlich ragten da zwei riesige, pelzige Eselsohren auf.

„Das konnten wir mit der Evolution noch nicht klären. Aber wir sind dabei. Ich muss los. Denk an mich. Bitte.“

„Das werd ich! Schreib doch irgendwann mal „Eisern Union“ an den Sternenhimmel. Nur aus Spaß! Nur für mich!“

„Das kann unser Kind machen. Mit Seifenblasen! Ich lass dir die Mura-Mura Tropfen da. Geh vorsichtig damit um. Ich werde dich vermissen. Ganz doll!“

Und dann war sie verschwunden. Der Barkasmotor röhrte und irgendwann war er nicht mehr zu hören.

Ich stand einfach nur da. Ich war unfähig mich zu bewegen.

„Alter, komm hoch, wir machen gerade Pogues-Runde. Extra für dich. Und die Drescher ist blau und tanzt oben ohne. Bring den Bierkasten mit.“ rief Kay.

Pogues-Runde? Bierkasten? Klar! Aber davor brauchte ich noch einen Tropfen vom anderen Stern!

 

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