AUF DER METALCOUCH (Legacy 51, Oktober 2007)
Auf der Metalcouch mit Mikis Wesensbitter
…gab es in all den Jahren ja so einige handfeste Schicksalsschläge. Davon wisst Ihr gar nichts? Könnt Ihr auch nicht, denn das zeichnet schließlich eine ambitionierte Kolumne aus. Sie will und soll ja den Leser unterhalten und nicht in Depressionen und Schwermütigkeit versinken lassen. Ich weiß noch genau, wie unser Redaktions-Dackel Wotan von der Straßenbahn überfahren wurde und ich Euch etwas von russischen Kosmonautinnen erzählt habe, anstatt den Schmerz direkt herauszulassen. Oder als der debile Skater aus der Nachbarschaft die Kontrolle über sein Board verloren hatte und direkt in meine finnische Bier-Lieferung gerauscht ist. Keine einzige Flasche blieb heil. Und der blöde Arsch hatte nicht mal einen einzigen Kratzer abbekommen. Oder als die Praktikantin Sindy aus Wut meine Festplatte formatiert hatte und alle meine Geschichten verschwunden waren. Nee, davon hab ich Euch auch nie was wissen lassen. Ach ich glaube, ich habe den Kolumnenethos einfach immer viel zu ernst genommen. Und so habe ich auch nie ans Aufhören gedacht. Kam mir einfach gar nicht in den Sinn. Aber wo der Volkmar nun schon zum zweiten Mal aufgehört hat, muss ich doch auch mal drüber nachsinnen, wie es wäre, die Metal-Couch in die Abstellkammer zu schieben und anstatt hier ständig zu schreiben, einfach das Leben zu genießen… ach das wäre so schön. Dann könnte ich endlich mal eine Bindehautentzündung bekommen und die richtig ausleben, oder es mir mit einer Sinusitis im Bett bequem machen. Ich könnte die überschüssige Energie auch benutzen, um meine Grünpflanzen zuzulabern, dann würden die wenigstens mal ordentlich wachsen. So viele Dinge wären plötzlich möglich. Aber wer würde sich denn dann um die Brauerei des Herzens kümmern? Wer würde die Fackel von Karjala-Export hochhalten? Und vor allem was würde aus der Franka werden, so mittendrin und ohne richtiges Ende? Das alles habt Ihr Euch auch gerade gefragt? Na Ihr seid eben richtige Metal-Couch-Leser! Und deshalb kommt für heute der Aufhör-Virus in die Rumpelkammer und nicht die Couch!
Empfangt Emotionen in den letzten Sonnenstrahlen, die die aufkommende Dunkelheit noch zulässt. Lasst Euch gehen, wenn der späte Schmetterling verträumt mit den Flügeln schlägt, und vor allem: Umarmt die Brauereien Eures Herzens in tiefer Zuneigung